IRD-Jahresbericht-2023 - Flipbook - Seite 29
Jahresbericht 2023 | Nothilfeprojekte
Libyen bzw. Mittelmeer: Humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen in
Seenot inkl. medizinischer Versorgung und psychosozialer Betreuung an
Bord der Humanity 1
Die Förderung durch das Konsortialprojekt „Humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen
in Seenot und Advocacy-/Öffentlichkeitsarbeit von SOS Humanity – Phase IV “ im Jahr
2023 trug maßgeblich dazu bei, dass SOS Humanity mit seinem Rettungsschiff Humanity 1
einsatzbereit in der Seenotrettung auf dem Mittelmeer bleiben konnte: Das Schiff fuhr
2023 insgesamt 24 Rettungseinsätze und rettete 1.101 Menschen aus Seenot. Darunter
befanden sich 136 Frauen, neun von ihnen schwanger, sowie 256 Minderjährige, von
denen 201 unbegleitet waren. Die meisten Geretteten stammten aus Syrien, Gambia, Elfenbeinküste, Guinea, Bangladesch, Ägypten, Äthiopien, Mali und Pakistan. SOS Humanity
konnte sich zudem als zivile Seenotrettungsorganisation mehr öffentliches Gehör verschaffen und durch eine aktive Advocacy-Arbeit in das politische Geschehen rund um
Migrationspolitik in Deutschland und auf EU-Ebene einwirken.
Implementierungspartner:
SOS Humanity e.V.
Die frisch Geretteten sind meist erschöpft, seekrank, dehydriert und teilweise unterkühlt,
desorientiert, verwirrt und möglicherweise traumatisiert. Einige zeigen Anzeichen von
körperlicher Gewalt. Islamic Relief hat eigens ein Projekt gefördert, um die medizinische
und psychosoziale Versorgung der Menschen an Bord der Humanity 1 zu unterstützen.
Bei Ankunft der Menschen an Bord wurden akute medizinische Notfälle direkt identifiziert und in die schiffseigene Klinik verlegt. Jede gerettete Person sollte während ihrer
Zeit an Bord möglichst mindestens einmal ein medizinisches Screening durchlaufen und
konnte sich in offenen Sprechstunden Rat holen. Alle Geretteten wurden mit Mahlzeiten,
Wasser sowie Tee versorgt; sie erhielten ein Rescue-Kit (unter anderem mit frischer Kleidung,
Hygieneprodukten und mehr), eine Decke und hatten konstanten Zugang zu den
hygienischen Einrichtungen an Deck. Für gerettete Frauen und Kinder gab es einen separaten Raum, den sogenannten Women Shelter. Eine Hebamme fungierte hier als Vertrauensperson und kümmerte sich um die Belange der Frauen und Kinder an Bord während
der Überfahrt zu einem sicheren Hafen.
Syrien: Gesundheits- und WASH-Vorbeugungsmaßnahmen gegen
Cholera-Ausbruch in Nordwestsyrien
Seit September 2022 breitet sich in Syrien wieder Cholera aus. Islamic Relief unterstützt
in Nordwestsyrien 20 Gesundheitszentren, darunter Cholera-Behandlungszentren, finanziert die Ausgabe von Medikamenten sowie orale Dehydrationslösungen, die die Wasserqualität verbessern. Es wurden Hygieneförderungsmaßnahmen durchgeführt, die besonders
Kleinkinder im Fokus hatten, um die Übertragung der Krankheit zu reduzieren: Unter
anderem wurde über einen Zeitraum von drei Monaten Flüssigseife an Binnenvertriebene
in zwei Lagern in der Region Azaz verteilt.
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